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SGD 14.08

Die Zeiten ändern sich. Der Mensch in seiner Geschichte und seiner Zeit ist diesen Änderungen einerseits ausgeliefert, andererseits besitzt er die Fähigkeit, sich zu Zeit und Geschichte zu verhalten, seine Geschichte zu gestalten. Und er ist, wenn er bewusst in Zeit und Geschichte lebt, in der Lage, sich selbst und seiner Zeit und Geschichte eine Bedeutung zu geben, einen Sinn zu verleihen. Immer hat Geschichte zwei Komponenten: das, was geschehen ist, und den, der das Geschehene von seinem Orte in der Zeit sieht und zu verstehen sucht.

So steht hinter jedem Artikel zuerst die Empfindung für eine Sache, für ein Geschehen. Die Gewissheit, dass etwas nicht stimmt, gibt den Antrieb zur Verfolgung verschiedener Themengebiete. Das äußert sich anfangs aus innerer Betroffenheit und Ärger über die Geschehnisse, dann die Frage nach Ursprung und Wirkung; also Hintergrund und Ausmaß. Woher kommt es, was war der Anfang und wie konnte es so, wie wir bestimmte Ereignisse kennen, ausgehen? Natürlich taucht dabei die Frage auf, hätte die Geschichte auch anders laufen können und wie würde die Welt jetzt aussehen? Es kann auch nicht darum gehen, das Falsche in der Welt gemäß der eigenen Vorstellung von Moral heraus jetzt richtig zu machen oder zu stellen. Das Motivierende an den beschriebenen Themen ist, dass es darauf keine Antworten gibt, aber sich eine Änderung der Dinge aus dem Bewusstsein heraus bildet, sobald sie bei Namen genannt werden. - Alles ist einfach Antrieb und Folgerung.

Sicher ist auch eine der Beweggründe, die Tatsache, dass der Autor selbst eine direkte Verwandtschaft zu Luther hat. Damit ist nicht nur die berufliche Herkunft des Elternhauses gemeint, sondern die direkte Nachkommenschaft von Catharina von Bora und Martin Luther.
Ja richtig, er ist sein vierzehnmaliger Urgroßvater und seiner Geschwistergeneration des 20. Jahrhunderts, und ist noch nicht einmal stolz darauf. Denn wie viel Not, Kriege und Blutvergießen gegen Juden, Bauern und Andersdenkende hat es seit Beginn der Reformation von 1517 gegeben, weil Luthers Reformationsgedanke nur eine Denkblase und seine übertragene Heilsbotschaft ein Missverständnis von Gottesfurcht und Gnade war.
So ist es sehr erstaunlich, dass die Evangelische Kirche für diesen Mann, dessen Hasspredigten eben zu diesen jahrzehntelangen Aufständen und Kriegen führten, ein solches Jubiläum begehen kann.

Es geht hierbei nicht nur um eine fragmentarische Geschichtsaufbröselung, sondern auch darum, einen Kontrapunkt zur allgemeinen Luthereuphorie zu setzen.
Sicher, einiges ist bekannt; dennoch sieht Eckhart Landes durch seine dezidierte Stellungnahme die Möglichkeit, aus dem allgemeinen konsensualen Einheitsbrei herauszutreten und zum Umdenken anzuregen.

Da eine verwandtschaftliche Linie zu Luther besteht, macht gerade dies den Reiz aus, kritisch und ohne Polemik den heutigen evangelisch-protestantischen Bereich zu entlarven.
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